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Eines vorweg: Folgende Beschreibung gilt nur für eine Klimaanlage, die schon leer ist. Sollten sich noch Reste des Kältemittels R134a in der Klimaanlage befinden, müsst ihr unbedingt zu einem Klima-Profi, der die Anlage umweltschutztechnisch einwandfrei evakuiert!

Neben der Funktionsweise einer Klimaanlage habe ich auch beschrieben, wieviel Kältemittel denn in so einen XM, Saxo, BX oder Xantia gehört.

Mit diesem Artikel will ich euch zeigen, dass ein do-it-yourself Klimaservice gar nicht schwer ist und auch umwelttechnisch legal ablaufen kann.

Wenn man allerdings die unten aufgeführten Kosten zusammenrechnet, kommt da schon eine ganz nette Summe zusammen. Jedoch rechnet sich das, wenn man sich entweder mit einem Freund oder mehreren Freunden die Kosten teilt, oder mehrere Autos mit Klimaanlage hat.

Ich war es nämlich leid, jedesmal zum Klimaservice zu müssen, €60,- bis €80,- zu zahlen, nur um feststellen zu müssen, dass trotz Unterdrucktests die Anlage nach einigen Wochen schon wieder nicht richtig kühlt. (Warum das so sein kann, erkläre ich weiter unten.) Zudem ist es auch mein Hobby und Hobby kostet halt. 😉

Man kann jedoch Geld sparen, indem man über eBay kauft.  Aber Vorsicht! Manchmal kauft man bei billigen Produkten zweimal.

 

Inhalt

Was wird benötigt?

Zunächst natürlich das Kontrastmittel, incl. UV-Lampe und Schutzbrille:

Wenn man mit dem Kontrastmittel kein Leck findet, muss man sich einen Gasschnüffler zulegen, damit man den Verdampfer im Innenraum und die Lüftungsdüsen auf ausströmendes Kältemittel überprüfen kann:

Etwas Klimaanlagenöl, für den XM benötigt man SP10 oder PAG46 Öl:

Die Monteurhilfe beinhaltet die Schläuche nebst R134a Anschlüsse und sogar einen Adapter für die DIY Kartuschen, die ein R134a Ersatzmittel beinhalten:

Um einen Unterdruck in der Klimaanlage produzieren zu können, benötigt man noch eine Vakuumpumpe:

Hat man ein Leck bei den Dichtungen gefunden, ersetzt man diese:

Zur Dichtigkeitsprüfung unter Druck benötigt man dann noch sogenannten 5er Stickstoff oder besser. Wer sowieso schon seine Federkugeln selber befüllt, hat diesen dann vielleicht schon vorrätig. Den Stickstoff benötigt man um eine ordentliche Dichtigkeitsprüfung unter Druck vornehmen zu können. Dazu gleich mehr im Text. Stickstoff bekommt man schon in manchen Baumärkten oder aber bei Läden für Schweißbedarf und/oder technischen Gasen. Hier sollte man sich einfach mal im nächsten Industriegebiet umsehen.

Dazu benötigt man natürlich noch einen Druckminderer mit 1/4“ Anschluss für die Monteurhilfe, damit man sich nicht seine Klimaanlage zerschießt:

 

Vorgehensweise

erste Lecksuche:

Mit der UV-Lampe (Schutzbrille nicht vergessen!) sucht man zunächst ab, ob man nicht solche eingefärbten Stellen findet. Dies geht allerdings nur, wenn bei den vorherigen Klimaservices ein Kontrastmittel der Anlage zugeführt wurde.

Wenn ja, dann muss man abwägen, ob es sich von der letzten Reparatur um alte Stellen, wie hier oder um frische handelt. Bei frischen ersetzt man einfach die entsprechende Dichtung und macht eine Druckprüfung.

Wenn man sich nicht sicher ist, dann muss man das komplette Programm durchziehen.

Läuft jedoch die Anlage noch, hat aber keine vernünftige Kühlleistung, dann kann man auch mit dem Gasschnüffler auf Lecksuche gehen. Irgendwo muss ja das Kältemittel entweichen.

Dazu einfach bei laufender Klimaanlage alle Klimaschläuche und Verbindungen mit dem Gasschnüffler abgehen. Auch die versteckten und schwer zugänglichen. Im Innenraum sollte man auch versuchen hinter die Verkleidungen zu kommen, um den Gasschnüffler so nahe wie möglich an den Verdampfer zu bekommen, der auch Leck schlagen kann. Auf jeden Fall jedoch den Gasschnüffler in alle Lüftungsdüsen halten.

Dies Prüfung erfolgt bei laufender Klimaanlage.

 

Dichtigkeitsprüfung durch ein Vakuum

Schutzbrille aufsetzen!

Alle Ventile an der Monteurhilfe schließen.

Den blauen Schlauch der Monteurhilfe an den Niederdruckanschluss, den roten an den Hochdruckanschluss der Klimaanlage anschließen. Den gelben Schlauch verbindet man mit der Unterdruckpumpe.

Mit der Unterdruckpumpe erreicht man folgende Dinge:  Man evakuiert „feuchte“ Luft aus dem System und erzeugt zur einfachen Dichtigkeitsprüfung einen Unterdruck.

Die Unterdruckpumpe einschalten und alle Ventile an der Monteurhilfe öffnen. Beide Anzeigen sollten gegen null und ins Negative gehen. Ist das bei einer Anzeige nicht der Fall, dann weiß man schon jetzt, dass im System ein nicht gerade kleines Leck ist. Dieses sollte man „hören“ können. Also genau hinhören und die Schläuche absuchen.

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Bleibt für die ersten Sekunden das Vakuum bestehen, so lässt man die Vakuumpumpe mind. 30 Minuten laufen.

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Nach diesen 30 Minuten schließt man wieder alle Ventile an der Monteurhilfe, schaltet die Vakuumpumpe ab und wartet wieder mind. 30 Minuten. Wenn sich nach diesen 30 Minuten eine der Druckanzeigen nicht ins Positive bewegt hat, ist alles auf den ersten Blick okay und man hat kein Leck im System. Hat sich eine der Anzeigen verändert, weiß man in welchem Bereich, also Hoch- oder Niederdruck man ein Leck hat.

Bis hier hin ist alles genau so, wie es der Klimafritze mit seinem Klimaservicegerät auch macht. Einfach nur eine Dichtigkeitsprüfung auf Basis eines Vakuums. Das ist vielleicht gut um Dichtungen zu prüfen aber bestimmt nicht um alle (wirklich alle) Risse in Schläuchen zu finden. Und von diesen Schläuchen haben die Klimanlagen im XM leider sehr viele. Andere Hersteller verwenden wesentlich mehr Alurohre als Schläuche, wie im XM.

Aber warum reicht das Vakuum zur ordentlichen Dichtigkeitsprüfung nicht aus?

Hier in Dortmund, bei ca. 90m über NN haben wir einen Luftdruck von um die 1030 hPa, das sind ca. 1,03 bar. Wie man an dem Bild oben sieht, kann man ein Vakuum von ca. 1 bar erzeugen. Auf den Schläuchen und Dichtungen lastet also ein Druck von ca. 2 bar. Mehr nicht!

Wie ich in meinem anderen Artikel beschrieben habe, herrscht in der Klimaanlge im XM ein Druck von bis zu 27 bar. Wie soll man also mit mickrigen 2 bar eine vernünftige Dichtigkeitsprüfung durchführen können?! Denn gerade in diesen vermaledeiten Gummischläuchen können Risse durch den niedrigen Außendruck von 1 bar soweit zusammengedrückt werden, dass sie „dicht“ sind. Unter dem vollen Druck von 27 bar sind sie es aber nicht mehr.

Und genau deswegen machen richtige Klimaprofis, nicht die, die nur ein Klimaservicegerät bedienen können, eine Dichtigkeitsprüfung, indem sie die Anlage mit einem sogenannten Formiergas, in meinem Fall ist es eben Stickstoff 5 abdrücken. Denn auch der Gesetzgeber verbietet es Klimaanlagen zum Zwecke der Lecksuche mit Kältemittel zu befüllen. Und nichts anderes macht man eigentlich, wenn man sich auf diese einfache Dichtigkeitsprüfung per Unterdruck verlässt.

 

Dichtigkeitsprüfung durch abdrücken mit Stickstoff

Schutzbrille aufsetzen!

Diese Arbeit nur im Freien ausführen!

Die Klimaanlage darf bei diesem Test nicht laufen!

Der blaue und der rote Schlauch der Monteurhilfe sind wie oben gezeigt wieder angeschlossen, alle Ventile der Monteurhilfe sind geschlossen.

Der gelbe Schlauch wird an den Druckminderer der Stickstoffflasche angeschlossen.

Den Druckminderer stellt man zu Anfang bitte auf 1,5 bar ein.

Alle Ventile an der Monteurhilfe öffnen. Es ist wichtig, dass beide Seiten, also Nieder- und Hochdruck geöffnet werden, damit sich der Druck im System gleichmäßig verteilt. Den Druckverlauf an den Manometern der Monteurhilfe beobachten. Findet sich schon jetzt ein Anzeichen für einen Druckverlust?

Langsam den Druck am Druckminderer auf 5-10 bar erhöhen und dabei die Manometer der Monteurhilfe beobachten. Ich mache bei 5 bar Schluss, da damit beim XM der Niederdruckbereich schon ausgelastet ist.

Nun kann man mit einem Lecksuchspray, das man in jedem Campingbedarf Laden bekommt die Leitungen einsprühen und auf Lecks untersuchen.

Findet man ein Leck oder gar mehrere, muss man diese Bauteile ersetzen. Hierbei kann man den Stickstoff einfach durch öffnen des Systems an einer Schraubverbindung in die Umwelt entlassen. Das ist überhaupt kein Problem. Passt aber auf, dass ihr den Stickstoff nicht direkt einatmet. Daher diese Arbeit nur im Freien ausführen!

 

Befüllen der Anlage

Schutzbrille aufsetzen!

Hat man alle Lecks durch das Abdrücken mit Stickstoff gefunden und beseitigt, dann kann man sich auf den Weg zum Klimafritzen machen und sich die Anlage mir R134a befüllen lassen. Oder man befüllt die Anlage selber.

ABER: Seit dem 01.01.2015 benötigt man einen Sachkundenachweis um das Kältemittel R134a erwerben zu können. Das ist auch richtig so!

Und bitte besorgt euch nicht aus irgendwelchen Quellen R134a, um die Anlage selber befüllen zu können. Das Internet bietet solche Möglichkeiten. Der Umwelt und eurer Gesundheit zu Liebe verzichtet darauf!

Allerdings gibt es Ersatzstoffe, die zumindest aktuell noch frei verkäuflich sind. Diese habe ich schon vor ein paar Jahren in den Niederlanden kennen gelernt.

Von diesen Ersatzstoffen besorgt man sich die passende Menge:

 

Alle Schläuche wie oben beschrieben anschließen und alle Ventile der Monteurhilfe schließen.

In den gelben Schlauch füllt man vorher ein wenig Klimaöl und eine Dosis von dem Kontrastmittel ein.

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Den gelben Schlauch schließt man nun an die Flasche mit dem für den privaten Gebrauch legalen Kältemittel an.

Motor starten, Klimaanlage auf volle Leistung stellen und nur die Ventile des gelben und blauen Schlauches an der Monteurhilfe öffnen. Denn befüllt wird die Anlage nur über den Niederdruckanschluss!

Irgendwann wird sich der Klimakompressor einschalten, da der Druck nun hoch genug ist und „saugt“ so das restliche Kältemittel ein.

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Wenn man mehrere Dosen verwenden muss, ist das auch kein Problem: Einfach das Ventil des gelben Schlauches schließen, eine neue Dose anschließen und das Ventil wieder öffnen. Hat der gelbe Schlauch kein Ventil, das des blauen schließen.

Bekommt man keine Dose mit der passenden Menge des für den privaten Gebrauch legalen Klimagases, dann beobachtet man einfach das Manometer am Niederdruck und lässt gemäß dieser Tabelle soviel Gas einströmen, dass der Druck im Niederdruckbereich in Abhängigkeit von der Außentemperatur passt.

Außentemperatur [°C] 40 35 30 25 20 15
Fahrzeug
Hochdruck [bar] Xantia 1 24 ± 3 24 ± 3 21 ± 3 21 ± 3 18 ± 3 14 ± 3
Niederdruck [bar] Xantia 1 4 ± 0,3 2,5 ± 0,3 2,5 ± 0,3 2,5 ± 0,3 2,5 ± 0,3 4 ± 0,3
Hochdruck [bar] Xantia 2 21 ± 3 21 ± 3 21 ± 3 16 ± 3 14 ± 3 14 ± 3
Niederdruck [bar] Xantia 2 1,9 ± 0,3 1,9 ± 0,3 1,9 ± 0,3 1,4 ± 0,3 1,4 ± 0,3 1,4 ± 0,3
Hochdruck [bar] XM 24 ± 3 24 ± 3 24 ± 3 19 ± 3 17 ± 3 15 ± 3
Niederdruck [bar] XM 4 ± 0,3 3 ± 0,3 2,5 ± 0,3 2,5 ± 0,3 2,5 ± 0,3 1,8 ± 0,3
Hochdruck [bar] Saxo 20 ± 3 18 ± 3 16 ± 3 13 ± 3 11 ± 3 9 ± 3
Niederdruck [bar] Saxo 3 ± 0,3 3 ± 0,3 3 ± 0,3 3 ± 0,3 3 ± 0,3 3 ± 0,3
Alle Angaben ohne Gewähr!

Oder man stellt die letzte Dose auf eine Küchenwaage und lässt nur soviel Gramm an Gas einströmen, wie vorgeschrieben.

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Ein Beispiel: In der oben verlinkten Dose befindet sich die äquivalente Menge Klimagas zu 453g R134a. Man benötigt für den XM, der 725g R134a benötigt also zwei Dosen. Die erste Dose füllt man ganz ein, die zweite Dose stellt man auf eine Küchenwaage und lässt nur 270-280g einströmen.

Hat man die passende Menge des für den privaten Gebrauch legalen Kältemittels eingefüllt: Motor aus, alle Ventile schließen und alle Schläuche abschließen.

Motor wieder an, Klimaanlage auf volle Leistung stellen und an den mittleren Düsen im Innenraum überprüfen, ob gemäß dieser Tabelle die richtige Temperatur erreicht wird.

Außentemperatur [°C] 40 35 30 25 20 15
Temperatur an den mittleren Düsen [°C] ± 3
Xantia 20 16 13 11 9 8
XM 24 18 15 13 10 8
Saxo 17 13 11 9 8 8
Alle Angaben ohne Gewähr!

Wie ich schon in dem anderen Artikel mit dieser Tabelle geschrieben habe, empfinde ich diese Werte als zu hoch, obwohl sie aus den technischen Infos von Citroën stammen. Aus anderen Quellen lese ich immer etwas von 5-8 °C, die man erreichen sollte. Dem schließe ich mich persönlich an.

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Erreicht man also diese Temperaturen, dann hat man erfolgreich seine Klimaanlage selber und legal repariert und befüllt!

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